Dokumentation Akkon2020

Liebe Klima-Aktive, liebe Teilnehmende der Aktionskonferenz 2020 der Klimagerechtigkeitsbewegung vom 10.-12.01. in Leipzig,

jetzt mit ein bisschen Abstand blicken wir in der Orga-Crew sehr positiv auf die Konferenz zurück! Wir freuen uns, dass so viele Menschen dabei waren und hoffen, dass es auch nächstes Jahr eine solche Konferenz gibt. Die Organisation davon anzustoßen sehen als Aufgabe der neuen Delegierten-Struktur, die in Leipzig auf den Weg gebracht wurde.

Ihr findet hier die Dokumentation der Konferenz. Wir haben sie wie folgt strukturiert:

  1. Zusammenfassendes Protokoll mit Zielen, Ergebnissen und den Hauptteilen im Plenum
  2. Dokument mit Ergebnisprotokollen der Kleingruppen sowie den abfotografierten Plakaten
  3. Dokument mit den Verlaufsprotokollen der Plenumsdiskussionen sowie den Abfragen aus den Kleingruppen
  4. Aktualisierter Reader mit allen Aktionsideen, die im Vorfeld eingereicht wurden
  5. Den abgetippten Zeitstrahl, der eine tolle Übersicht über die verschiedenen Pläne für 2020 bietet. Wir haben diesen auch in ein Pad kopiert: https://pad.riseup.net/p/ZeitstrahlAkkon2020

Ergänzt gerne weitere Termine! Wir freuen uns, wenn dieses Dokument das Jahr über viel genutzt wird.

Wir haben reflektiert, dass wir keinen guten Umgang mit dem Thema (Anti-)Rassismus in der Klimagerechtigkeitsbewegung bei der Vorbereitung und Organisationen dieser Konferenz gefunden haben. Herzlichen Dank, dass viele von Euch auf dieses Thema aufmerksam gemacht haben. In der Sidebar rechts findet Ihr einen Text, der am Sonntag auf der Konferenz von Phu vorgetragen wurde und der uns, zusammen mit anderen Interventionen, auch im Orga-Team sehr zum Nachdenken gebracht hat.

Wir wünschen allen ein super Jahr 2020 – kritisch, reflektiert, ungehorsam, gemeinsam!

Viele Grüße,
das Orga-Team

Liebe Menschen der weiß-deutschen Klimagerechtigkeitsbewegungen,

Die meisten von uns machen nicht die Erfahrung zur Konferenz zu fahren und direkt verwechselt zu werden. Und das Beste ist, dass die Person sich nicht mal entschuldigt hat.
Aber das ist okay, denn auch ihr werdet verwechselt. Ihr mit eurem kurzen Pony, eurem Undercut, Adidas oder Nike Schuhen, euren Septums – ach ja und eurem Weiß-Sein.

Ihr müsst aufhören, Antifaschismus von Anti-Rassismus zu trennen. Und wir wissen doch alle wie viele Lücken es ist in der weißen Antifa-Szene eh schon gibt.

Deshalb sind hier einige Anstoß-Gedanken an euch, weil wir sonst nicht weiterkommen. Und es ist ironisch dass Betroffene Personen es euch mal wieder erklären und vorkauen müssen, aber wie wir sehen, macht das sonst kaum einer und wenn, dann sind es ganz ganz wenige.

Warum spalten sich Menschen überhaupt von der Klimagerechtigkeitsbewegung?
Ihr sprecht davon einen gemeinsamen Nenner zu finden und redet aber nur von euch in dem Denken, dass ihr von einem Wir redet.

Warum setzt ihr Priorität auf XR aber nicht auf alle antikolonialen und antirassistischen Gruppen?

Und warum nimmt niemand meinen Awareness Punkt auf, doch bitte die Menschen darauf zu sensibilisieren nicht alle gelesenen BIPoC Personen auf Englisch anzusprechen?

Und warum bleiben alle Hände unten wenn es um Anti-Rassismus geht?

Oder überhaupt, warum hatte das niemand auf dem Schirm und dass die Kleingruppe sich erst spontan gründen musste?

Oder warum geht niemand auf den Punkt Anti-Rassismus ein?

Warum denkt ihr, dass es super progressiv ist, BIPoC Personen zu fragen woher es kommt, dass die Bewegung nunmal super weiße und damit sehr exklusive Strukturen hat, und dafür sogar erwartet, dass ihr eine Antwort für ein Problem kriegt, was uns alle aber betrifft?

Warum markiert ihr Menschen um eine Antwort zu suchen, für die ihr selber euren eigenen Kopf mal nutzen solltet? Und warum versucht ihr nicht darüber hinaus zu gehen und authentische Beziehungen zu führen?

Es ist schön, dass ihr euch endlich traut das R-Wort auszusprechen und die globale Perspektive einzunehmen und endlich mal anfangt praktische Solidarität anzugehen.

Das wurde aber auch mal langsam Zeit, Leute. Wie spät der Kampf um Klimagerechtigkeit doch im globalen Norden angefangen hat, wobei die im globalen Süden schon seit Jahrzehnte lang geführt, und doch niemand hier von Ihnen weiß. Oder das auch hier, dass die vielen Kämpfe, die wir heute führen und insbesondere die Klimagerechtigkeitsbewegung aus der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA kommt. Doch niemand erzählt von Ihnen. Stattdessen erzählen wir nur von Greta Thunberg oder Lisa Neubauer.

Vielleicht fragt ihr euch auch warum Menschen mehr auf Bildung und inhaltliche Arbeit setzen als auf Aktionen? Naja, ihr Repressions-Süchtigen und priviligierten Menschen, und irgendwie auch hauptsächlich männlich belegte Bereitschaft: das mag wohl ganz einfach daran liegen, dass die Aktionsstrukturen nur nach euch gelegt sind.
Wo sind die ganzen Soli-Töpfe?
Wo sind die rechtlichen Informationen zu Racial Profiling?
Wo sind die BIPoC Aktionstrainer*innen, die von ihren Erfahrungen in Aktionen erzählen und teilen können?
Wo sind die solidarischen Strukturen in der Ortsgruppe, die meine Ängste vor rassistischer Polizeigewalt und vor Nazi-Angriffen auffangen und diese mit mir gemeinsam ankämpfen wollen?

Denkt doch bitte an die Worte am ersten Abend: Wenn wir so weiter machen wie wir es die letzten zwei Jahre gemacht haben, dann werden wir unsere Ziele nicht erreichen.
Es reicht nicht, endlich das Wort BIPoC ohne stottern aussprechen zu können, und es reicht auch nicht zu sagen: Wir machen es zukünftig besser.
Wir müssen jetzt, genau jetzt, und hier, es besser machen. Denn wenn nicht, gibt es die Zukunft nicht.
Ihr müsst anfangen endlich mal Verantwortung zu übernehmen und aufhören nur Intersektionalität zu fordern ohne konkrete Maßnahmen zu formulieren. Ihr müsst endlich anfangen aus eurer weißen Perspektive rauszutreten und real solidarisch zu handeln.

Geschrieben und vorgetragen von Phu auf der Aktionskonferenz der Klimagerechtigkeitsbewegung 2020 in Leipzig