Statement von Leonard Peltier

aus dem Hochsicherheitsgefängnis Coleman/Florida, dort seit 44 Jahren eingesperrt.

„Erneut Grüße an meine Brüder und Schwestern in Deutschland. Wie ihr wisst, ist in unserer spirituellen Philosophie die Verbindung zur Natur ein sehr wichtiges Element. Wir als Menschen sind nur ein Teil dieses heiligen Zirkels, der Menschen, Pflanzen, Tiere, Berge, Flüsse, Wind und Regen verbindet – wir sind mit allen und allem verbunden und verwandt, oder wie die Lakota sagen „Mitakuye Oyasin“ – ALL MY RELATIONS.

In dieser Zeit bin ich besorgt, was rund um das Kohleabbaugebiet bei Garzweiler in Deutschland passiert, wo Menschen von ihren Wohnungen und Dörfern zwangsumgesiedelt werden, da die Kohlebagger ihr Land zerstören. Und ich bin weiterhin besorgt über den Hambacher Wald in Deutschland. Wir alle wissen doch, dass dort die Tage der Kohleenergie gezählt sind. Aber Politik und Energiekonzerne zerstören weiterhin das Land nur wegen der Profite und gegen ihr eigenes Wissen, das diese Energie die Luft verschmutzt. Ein 12.000-Jahre alter Wald muss wirklich nicht für etwas Geld gerodet werden. Das gleiche gilt für den Dannenröder Wald, wo ein Autobahnprojekt 270 Hektar teilweise 300 Jahre alter Buchen- und Eichenwaldbestände zerstören soll. Da ist kein Respekt für Tiere und Pflanzen oder gegenüber den Menschen, die den Wald verteidigen. Da ist kein Respekt Mutter Erde zu schützen, um somit eine gesunde Zukunft für unsere Kinder und  Enkelkinder zu erhalten. Ich weiß nicht, was ihr über mich und meine Situation wisst, aber ich weiß, dass ihr deutsche Aktivist*innen mich und meine indigenen Brüder unterstützt habt bei unserem Kampf Mutter Erde zu beschützen, zum Beispiel als Wasser-Beschützer in Standing Rock oder gegen andere Pipeline-Projekte hier in Indian Country.

Als politischer Gefangener bin ich Nichtschuldig für indigene Rechte und Mutter Erde gekämpft zu haben. (Nichtschuldig bedeutet hier: Hierfür stehe ich, dies ist meine Position) So also zwei Jahre nach meinem Grußbrief an die Schützer*innen des Hambacher Waldes, bat ich erneut meinen deutschen Bruder Mike, wieder euch meine solidarischen Grüße zu überbringen, an die Beschützer*innen der Wälder bei Dannenrod und Hambach und die Beschützer*innen ihrer Dörfer und Zuhause bei Garzweiler. Meine Grüße an euch und eure schönen Dörfer und Wälder.

Es ist eine Ehre für mich, all die Beschützer*innen und Verteidiger*innen von Mutter Erde zu grüßen. Ich nehme euch in meine Gebete und mein Herz auf: Ich wünsche euch Erfolg. Wir werden in unseren Bemühungen Mutter Erde aber auch die Menschheit vor Ausbeutung und Zerstörung zu schützen weltweit zusammenstehen.

In the Spirit of Crazy Horse
Leonard Peltier

89637-132, Sept. 5th 2020 Coleman, FL